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Angina pectoris Vorhersage

bamberg Dr. Fabian Bamberg
Der Radiologe wendete für seine Angina-Pectoris-Studie die Computer-Tomografie-Angiografie (CTA) an

Schmerzen in der Herzgegend, das Gefühl von Enge in der Brust, Atembeklemmungen: Patienten mit „Angina pectoris“ kennen diese wiederkehrenden Symptome. Um ein gefährlich verengtes Herzkranzgefäß als Ursache und die Gefahr eines Herzinfarktes auszuschließen, nutzen Mediziner zunehmend die nicht invasive (also nicht in den Körper eindringende) Computer-Tomografie-Angiografie. Doch die abgekürzt CTA genannte Methode kann mehr, als nur die Existenz eines verengten Gefäßes auszuschließen. „Wir können mit dieser Methode Aussagen über den künftigen Krankheitsverlauf der Angina-pectoris-Patienten treffen“, erklärt Dr. Fabian Bamberg nach einer Studie an der Klinik für Radiologie am Klinikum der Universität München. Damit hätte das Verfahren eine völlig neue Qualität und würde auch das Management von Angina-pectoris-Patienten beeinflussen, falls sich die Erkenntnisse in weiteren, derzeit in den USA laufenden Studien bestätigen. Sprich: Man könnte gegebenenfalls vorbeugende Maßnahmen verstärken.

Die Strahlenbelastung einer CTA liegt bei etwa einem Millisievert und ist somit niedriger als die natürliche Strahlenbelastung eines Menschen pro Jahr.

Der Münchner Radiologe und seine Kollegen haben in einer sogenannten Meta-Analyse die Ergebnisse von elf einschlägigen kleineren Studien mit mehr als 7.300 Patienten beleuchtet, deren Krankheitsverlauf nach einer CTA-Diagnose zwischen 14 und 78 Monaten verfolgt wurde. „Die Ergebnisse der einzelnen Studien waren in ihren Aussagen nicht schlüssig“, erklärt Dr. Bamberg. Bei einer Meta-Analyse werden die Resultate der Einzel-Studien deshalb mit besonderen statistischen Mitteln neu bewertet und so zusammengeführt. Die Forscher errechneten beispielsweise, ob und wie oft Angina-pectoris-Patienten mit bestimmten CTA-Befunden in der Folgezeit fatale Ereignisse erlitten – also einen Herzinfarkt bekamen oder an einer Herzerkrankung starben oder sich in ihrer Symptomatik erheblich verschlechterten, so dass sie ein Krankenhaus aufsuchen mussten.

visualisierung 3D-Darstellung von Herzgefäßen

Ergebnis: Zahl, Stärke und Ausmaß der Ablagerungen weisen auf ganz bestimmte Gefahren im Krankheitsverlauf hin. Mit nur einer Plaque in den Herzkranzarterien steigt das Risiko um das Viereinhalbfache, irgendwann im restlichen Leben ein fatales Ereignis zu erleiden. Mit jeder weiteren Plaque erhöht sich dieses Risiko kontinuierlich und erheblich um jeweils 23 Prozent. Das Verfahren geht auch über den Nutzen des so genannten Kalium-Scores hinaus, mit dem sich dieses Risiko ebenfalls bestimmen lässt – aber nur für Plaques mit einem Kalzium-Anteil. Es gibt aber Hinweise, wonach der „nicht-kalzifizierte“ Plaqueanteil wesentlich gefährlicher sei.

Ganz wichtig: Mit modernsten Computer-Tomografen „liegt die Strahlenbelastung einer CTA bei etwa einem Millisievert“, sagt Fabian Bamberg. Zum Vergleich: Die natürliche Strahlenbelastung eines Menschen pro Jahr beträgt etwa zweieinhalb Millisievert. So wird die CTA im klinischen Alltag zunehmend konkurrenzfähig. Bisher werden viele Patienten in Deutschland mit der Koronarangiografie untersucht. Dabei wird ein Katheter über eine Leistenarterie ins Herz vorgeschoben; die Methode ist mithin invasiv – anders als die CTA. Allerdings braucht es noch weitere Studien zum Nutzen der neuen Methode.

Quelle: Jahresbericht 2011 (Text und Bildnachweis)

Literatur: Bamberg F, Sommer WH, Hoffmann V, Achenbach S, Nikolaou K, Conen D, Reiser MF, Hoffmann U, Becker CR:
"Meta-Analysis and systematic review of the long-term predictive value of assessment of coronary atherosclerosis by contrast-enhanced coronary computed tomography angiography"
Am. Coll. Cardiol. 57 (2011) 2426-2436