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Coronavirus-Variante Omikron (B1.1.529) im Münchner Abwasser bislang noch nicht nachgewiesen

04. November 2021

Abwasser-Frühwarnsystem des Tropeninstituts am LMU Klinikum und Forschungspartnern
Viele Menschen treibt derzeit die Frage um, wie stark die Coronavirus-Variante Omikron (B1.1.529) bereits verbreitet ist. Auch in Bayern wurde die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als besorgniserregend eingestufte Variante schon mehrfach bei Reiserückkehrern registriert. Nach Ergebnissen des Abwasser-Monitorings eines Forschungsteams* unter der Leitung von PD Dr. med. Andreas Wieser vom Tropeninstitut am LMU Klinikum München wurde die Omikron Virusvariante jedoch bislang im Abwassersystem des Münchner Stadtgebiets noch nicht nachgewiesen.

Das Münchner Projektteam* analysiert seit April 2020 erst ein- und inzwischen zweimal wöchentlich Proben aus der Münchner Kanalisation. Die Proben werden im Labor mittels RT-PCR (reverse transcription polymerase chain reaction) und Genomsequenzierung untersucht. Da Infizierte über ihre Ausscheidungen zumindest Fragmente des Coronavirus ausscheiden, lässt sich das Genmaterial von besorgniserregenden Virusvarianten mit modernen molekularen Analysen des Abwassers nachweisen.

Sequenzierungsergebnisse aus 50 Abwasserproben

In ihren aktuellen Sequenzierungsergebnissen vom 03.12.2021 wurden Abwasserproben bis zum 26.11.2021 analysiert. Die Proben stammen aus vier Standorten in München und die Forschenden konnten darin bislang noch keine Spuren der Coronavirus-Variante Omikron feststellen. PD Dr. med. Andreas Wieser erklärt: „In unseren Proben konnten wir bislang keine Omikron-spezifische RNA-Signatur beweisen. Dies weist darauf hin, dass in München bislang allenfalls sporadische Fälle aufgetreten sind. Wir werden unsere Untersuchungen fortsetzen und die Verbreitung der Omikron Variante weiterverfolgen - die Lage bleibt dynamisch.“ In den analysierten Abwasserproben waren die Sequenzen von Stämmen der Delta-Variante (B.1.617.2) dominierend.

Neben dem Tropeninstitut am LMU Klinikum München unter der Direktion von Professor Michael Hoelscher sind die Virologie des Max von Pettenkofer-Instituts, das Genzentrum der LMU, die Münchner Stadtentwässerung, die Branddirektion München, das Gesundheitsreferat der Stadt München und die Task Force Infektiologie des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) an der Studie beteiligt.

Finanziert und unterstützt wird die Forschung durch die Bayerische Staatskanzlei und das das Bayerische Ministerium für Wissenschaft und Kunst im Rahmen der Studie „Prospektive COVID-19 Kohorte München“ (KoCo19).

Wissenschaftsminister Bernd Sibler betonte: „Die Ergebnisse lassen Schlüsse auf das weitere Infektionsgeschehen zu. Klar ist, dass die Delta-Variante des Virus vorherrscht und wir ihr in diesem Winter weiter mit aller Kraft entgegentreten müssen. Wir behalten die Lage weiterhin genau im Auge: Wenn Omikron in den nächsten Wochen in größerem Maße in München zirkuliert, wird das Projektteam dies durch das Abwasser-Monitoring frühzeitig feststellen können. Die Studie und ihre Erkenntnisse daraus zeigen uns, wie wichtig und wertvoll es ist, dass unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Pandemie eng begleiten. Denn wissenschaftliche Erkenntnisse sind der zentrale Schlüssel im Kampf gegen die Pandemie. Auf ihrer Grundlage handeln wir und treten der Pandemie entschlossen und wirkungsvoll entgegen“.

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek: „Dass Omikron noch nicht im Abwasser der Landeshauptstadt nachweisbar ist, ist eine gute Nachricht! Noch liegen keine ausreichenden Informationen darüber vor, wie sich die Variante genau verhält. Deswegen ist es richtig und wichtig, wachsam zu bleiben! Bayern hat sehr rasch auf die neue Variante reagiert: Wir führen umfassende Kontrollen mit Testungen bei Einreise aus den Virusvariantengebieten am Flughafen durch. Ich danke allen Beteiligten, der Taskforce Infektiologie des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), dem Landratsamt Erding, der Bundespolizei, aber auch allen anderen Helfern, die rasch eine hervorragende Testinfrastruktur auf die Beine gestellt haben und die Kontrolle am Flughafen gewährleisten. Zugleich haben wir strenge Regeln für Isolation und Quarantäne im Zusammenhang mit Omikron in Kraft gesetzt. Damit wollen wir verhindern, dass sich Omikron durch Reisende in Bayern ausbreitet. Klar ist: Abstand, Maske, und das Einhalten der Hygieneregeln sowie Kontaktreduzierungen helfen gegen alle Varianten, sowohl gegen Delta als auch gegen Omikron! Ich appelliere überdies an die Menschen: Verzichten Sie, wenn möglich, auf Reisen, insbesondere in Virusvariantengebiete!“

Projektteam startete Abwasser-Monitoring bereits zu Beginn der Pandemie

Das im April 2020 gestartete Abwasser-Monitoring-Projekt in München ist eine der ersten und längsten Untersuchungen zur Nachverfolgung der SARS-CoV-2 RNA Viruslast im Abwasser weltweit und insbesondere in Deutschland. Zwischen dem Anstieg von Corona-Neuinfektionen und den offiziellen Meldezahlen vergehen oft etliche Tage. Schneller und effektiver läuft die Viruserkennung über das Abwasser – so lassen sich die Dynamik der Pandemie und die Ausbreitung neuer Varianten in der Bevölkerung frühzeitig erkennen. Dies bestätigten auch die im Sommer 2021 in der Fachzeitschrift Science of the Total Environment* veröffentlichten bisherigen Ergebnisse der Verlaufsstudie (vgl. weitere Informationen in der Originalpublikation).

Projektpartner

  • Leitung: Tropeninstitut (Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin), LMU Klinikum München
  • Genzentrum der LMU München
  • Max von Pettenkofer-Institut für Virologie, LMU
  • Münchner Stadtentwässerung
  • Center for International Health (CIH), LMU Klinikum München
  • Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), Standort München
  • Branddirektion München
  • Gesundheitsreferat der Stadt München
  • Task Force Infektiologie, Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL)

Finanzierung

Die Studie wurde durch das Bayerische Ministerium für Wissenschaft und Kunst und das LMU Klinikum München finanziert.

Die Studie ist begleitend und ergänzend zur KoCo19 Studiengruppe (Repräsentative SARS-CoV-2 Studie in München, “Prospektive COVID-19 Kohorte München - KoCo19”), unter Beteiligung von: Helmholtz Zentrum München, Universität Bonn, Universität Bielefeld, Bundesministerium für Bildung und Forschung (Projekt01KI20271) und dem Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr (Medical Biodefense Research Program) sowie der BMBF Initiative “NaFoUniMedCovid19“ (01KX2021), Unterprojekt B-FAST.

Ansprechpartner

PD Dr. med. Andreas Wieser
Tropeninstitut (Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin)
LMU Klinikum München | Max von Pettenkofer-Institut
iwieser@mvp.lmu.de

Judith Eckstein
Tropeninstitut (Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin)
LMU Klinikum München
presse@lrz.uni-muenchen.de

Quelle: LMU Klinikum