Medizinische Fakultät
print

Links und Funktionen
Sprachumschaltung

Navigationspfad


Inhaltsbereich

Herzfunktion bei COVID-19 meistens nur vorübergehend eingeschränkt

09. August 2021

Eine SARS-CoV-2-Infektion kann das Herz schwächen, es erholt sich jedoch bei den meisten Patienten nach zwei Monaten wieder. Das haben Münchener Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) und des LMU Klinikums bei COVID-19-Patienten im Krankenhaus nachgewiesen.

weckbach-ludwig2 Dr. Ludwig Weckbach hat untersucht, wie sich COVID-19 auf die Herzfunktion auswirkt. (Bild: LMU Klinikum)

Für ihre Studie untersuchten die Forscherinnen und Forscher 32 Patienten, die aufgrund ihrer COVID-19 Erkrankung im Krankenhaus behandelt wurden. Bei 18 Studienteilnehmern deuteten erhöhte Werte des Biomarkers Troponin darauf hin, dass das Herz geschädigt war. Vierzehn Patienten hatten keine erhöhte Troponin-Werte. Die Forscher konnten in beiden Gruppen eine geschwächte Herzfunktion messen, insgesamt betraf das 66 Prozent der Patienten. „Dieser hohe Anteil hat uns überrascht, denn es war mehr als wir aufgrund der Symptome erwartet hätten“, sagt Dr. Ludwig Weckbach von der Medizinischen Klinik und Poliklinik I am LMU Klinikum. Sechzehn der COVID-19-Patienten mit erhöhten Troponinwerten hatten eine verschlechterte Herzfunktion, in der Gruppe ohne erhöhte Troponinwerte waren es fünf Personen.

Die Untersuchung der Herzfunktion erfolgte zwischen dem fünften und 21. Tag des Krankenhausaufenthaltes. Dafür wurden sehr empfindliche Ultraschallmethoden, wie etwa der 3 D-Ultraschall und der sogenannte strain Ultraschall angewandt. „Mit diesen Verfahren können auch Einschränkungen erkannt werden, die im herkömmlichen Ultraschall nicht auffallen würden“, erklärt Weckbach. Er und seine Kollegen maßen damit, wie viel Blut das Herz auswirft und wie gut es sich nach der Kontraktion wieder entspannt.

Oftmals beide Herzkammern betroffen

Bei den meisten Patienten waren beide Herzkammern betroffen, das galt insbesondere für die Gruppe mit Herzmuskelschädigungen. Hier hatten sich bei 80 Prozent die Werte für beide Herzkammern verschlechtert. „Die gute Nachricht ist, dass sich die Herzfunktion bei den meisten Patienten wieder erholt hat“, so Weckbach. Das ergab ein Kontrollcheck nach zwei Monaten.

Die untersuchte Patientengruppe war sehr heterogen. Neben zuvor gesunden Personen waren manche bereits vorerkrankt, da sie zum Beispiel Bluthochdruck oder Diabetes hatten. Das durchschnittliche Alter lag bei 62 Jahren. Laut den Münchener Forschern setzten sich ihre Studienteilnehmer damit in etwa so zusammen wie die Gruppen von im Krankenhaus behandelten COVID-19 Patienten, die in größeren Studien untersucht wurden. Verglichen mit der Gruppe ohne Schädigungen am Herz waren Patienten mit Herzschäden älter, hatten mehr Vorerkrankungen und mussten häufiger auf der Intensivstation behandelt und beatmet werden.

Geeignete Methoden um Herzfunktion zu beurteilen

Bereits bei den ersten COVID-19 Patienten, die in einem Krankenhaus in China behandelt wurden, konnten erhöhte Troponinwerte festgestellt werden. Mittlerweile schätzen Forscher weltweit, dass bei 30 Prozent der COVID-19-Patienten akute Schäden am Herz auftreten können. Was diese Schäden für die Herzfunktion bedeuten, wird nun nach und nach erforscht. „Unsere Studie hat gezeigt, dass die fortgeschrittenen Ultraschallmethoden geeigneter sind, um zu erkennen, wie sich eine SARS-CoV2-Infektion auf die Herzfunktion auswirkt“, sagt Weckbach. Größere kontrollierte Studien seien nun nötig, um herauszufinden, was die vorübergehend verschlechterten Herzwerte für den langfristigen Verlauf der Erkrankung bedeuten.

Titel der Originalarbeit:

Bieber S, Kraechan A, Hellmuth JC, Muenchhoff M, Scherer C, Schroeder I, Irlbeck M, Kaeaeb S, [...], Weckbach LT
Left and right ventricular dysfunction in patients with COVID-19-associated myocardial injury
Infection 2021; 49, 491-500

Ansprechpartner

Prof. Dr. med. Christine Spitzweg
Medizinische Klinik und Poliklinik IV
+49 89 4400 73121
christine.spitzweg(at)med.uni-muenchen.de

Quelle: LMU Klinikum