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Bayernweit erste Professur für Geriatrie am LMU Klinikum

15. Januar 2020

Die Ludwig-Maximilians-Universität hat als erste und einzige Universität in Bayern eine klinische Professur (W2) für Innere Medizin/Geriatrie, also Altersmedizin, eingerichtet. Berufen wurde Privatdozent Dr. Michael Drey, M. Sc., der Leiter der von ihm aufgebauten Sektion Akutgeriatrie an der Medizinischen Klinik und Poliklinik IV des LMU Klinikums am Campus Innenstadt. Damit trägt der Vorstand des Klinikums der demographischen Entwicklung Rechnung, also der im Durchschnitt immer älter werdenden Bevölkerung und den damit verbundenen Herausforderungen.

drey_michael Prof. Drey (links) auf der geriatrischen Station. (Foto: KUM)

Prof. Dr. Drey: „Das LMU Klinikum ist Vorreiter in Bayern mit dieser zukunftsweisenden Entscheidung. Die Bedeutung der Altersmedizin ist bisher weder in der Politik noch in der Gesellschaft in ihrer Dimension erfasst worden. Da besteht ein enormer Nachholbedarf, gerade auch in der Universitätsmedizin. Es gibt klinische Geriater, aber keine akademischen, weil das entsprechende Setting fehlt. Nachwuchs kann aber nur da ausgebildet werden.“

Deutschland ist eines von drei Ländern (neben Japan und Italien) mit der ältesten Bevölkerung. Fast 13 Millionen der Bewohner sind 70 Jahre und älter. Allein in Bayern rechnet man 2028 mit über 900.000 Hochbetagten im Alter von 80 Jahren und mehr, 2008 waren es 600.000. Dank der verbesserten allgemeinen Lebensumstände und der guten medizinischen Versorgung können viele Menschen bis ins hohe Alter selbstbestimmt und selbstständig leben.

Breites Versorgungsspektrum

Das klinische Angebot in der Ziemssenstraße für die Patientenversorgung umfasst Akutgeriatrie, geriatrische frührehabilitative Komplexbehandlung (GFR), Alterstraumatologie und die Osteosarkopenie Ambulanz. Im Mai 2020 wird eine geriatrische Tagesklinik hinzukommen. Die Geriatrie ist auf die medizinische Versorgung Älterer mit chronischen komplexen Krankheitsbildern und Mehrfacherkrankungen (Multimorbidität) abgestimmt. Häufig führt bei ihnen eine zusätzliche akute Erkrankung zur Einweisung in die Klinik – und dann ins Pflegeheim. Der Hauptanteil dieser Erkrankungen betrifft die Innere Medizin, gefolgt von Krankheitsbildern aus der Neurologie, also Parkinson, Demenz, Gangstörungen und ähnliches.

Interdisziplinarität und individuelle Patientenversorgung

Die Station der Akutgeriatrie verfügt gegenwärtig über 20 Betten. Pro Jahr werden 500 Patientinnen und Patienten versorgt, 300 davon in der GFR. „Unser Ziel bei der Frührehabilitation ist, dass die Betroffenen funktionell selbstständig bleiben oder wieder werden, um ihnen erneut ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen“, erklärt Prof. Drey. Patienten werden von einem Team aus Ärzten, Pflegekräften, Therapeuten exakt nach den persönlichen Anforderungen behandelt.

Für ältere Patienten mit Knochenbruch ist ein interdisziplinäres Team mit der Klinik für Allgemeine, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie zuständig. In der künftigen Portalklinik sollen die Patienten traumatologisch-orthopädisch-geriatrisch betreut werden, es ist also eine gemeinsame Therapiestrategie bei älteren Menschen geplant.

Wegweisend in der Altersforschung: deutschlandweit einziges Sarkopenie-Register

Sarkopenie, der Schwund von Muskelmasse und -kraft im Alter, steht bei den wissenschaftlichen Schwerpunkten im Vordergrund. Ziel der Forschergruppe: „Wir wollen präzise Medizin für muskuloskelettale Gesundheit im 21. Jahrhundert anbieten“, erklärt Drey. Die Gruppe führt das deutschlandweit einzige Sarkopenie-Register mit Patientinnen und Patienten.

Des Weiteren wird in Kooperation mit der Klinikapotheke und dem Institut für Allgemeinmedizin das Thema Polypharmazie bearbeitet: Es geht darum, die Vielzahl von Medikamenten, die ältere Patienten häufig einnehmen zu überprüfen und gegebenenfalls zu reduzieren. Unter anderem auch dadurch werden Strukturen für eine wissenschaftliche Gerontopharmakologie geschaffen, um einem zukünftigen Geriatric Investigation Plan (GPI) Rechnung tragen zu können. In Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München (TUM) wird eine spezielle Gerontotechnologie entwickelt. Ein Stichwort dabei ist Ambient assisted living für pflegeunterstützende Systeme. Diese bieten zahlreiche Möglichkeiten etwa für demente Patientinnen und Patienten.

Prof. Dr. Drey: „Mit dieser klinischen Infrastruktur sollte die translationale Forschung – von den Grundlagen zur Patientenversorgung – letztlich zu einem Zentrum für Geriatrische Forschung am LMU Klinikum führen.“

Der Experte wurde gerade mit dem Lehrinnovationspreis 2019 von Lehre@LMU der Medizinischen Fakultät ausgezeichnet. Er hat pro Semester ein Interprofessionelles geriatrisches Assessment im Pflegeheim (IgAP) als gemeinsames Studienangebot für Pflegeschüler und Studierende der Humanmedizin, Zahnmedizin und Pharmazie eingeführt.

Zur Person

Prof. Dr. Drey: Studium in Leipzig und München, Stipendiat der Robert Bosch Stiftung/Forschungskolleg Geriatrie (2008-2011), Masterstudium Medical Biometry/Biostatistics Heidelberg (2010-2013; M.Sc.), Habilitation Erlangen-Nürnberg (2014). Im November 2019 Rufannahme der W2-Professur für Geriatrie an der LMU München.

Quelle: LMU