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Chronische Lungenerkrankungen bei Frühgeborenen gezielt erkennen

31. Juli 2019

Zu früh geborene Kinder entwickeln oft eine chronische Lungenerkrankung, die Bronchopulmonale Dysplasie. Diese lässt sich bislang erst relativ spät erkennen und wird aktuell nur mit Hilfe klinischer Symptome diagnostiziert. Forschende des Perinatalzentrums am LMU-Klinikum und des Helmholtz Zentrums München – Partner im Deutschen Zentrum für Lungenforschung (DZL) – haben nun ein neues Protokoll entwickelt, um durch die Magnetresonanztomographie (MRT) Frühgeborene mit der Lungenerkrankung genauer zu identifizieren. Ihre Ergebnisse wurden in Thorax veröffentlicht.

lunge-frühgeborene An der ausgeprägten roten Färbung im MRT rechts werden die erhöhten T2-Relaxationszeiten deutlich, die auf eine Bronchopulmonale Dysplasie hinweisen.

Zwischen 15 und 30 Prozent aller Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 1.500 Gramm bzw. einem Geburtstermin vor der 32. Schwangerschaftswoche entwickeln eine Bronchopulmonale Dysplasie. Die Erkrankung führt je nach Schweregrad zu Lungenfunktionsstörungen, die bis in das Erwachsenenalter reichen und in einigen Fällen zum Tode führen können. "Bis jetzt kann nur sehr spät und wenig differenziert diagnostiziert werden, welches Baby die Lungenerkrankung entwickelt und welches nicht", berichtet Privatdozentin Dr. Anne Hilgendorff. Sie ist Direktorin des Zentrums zur Nachsorge von Früh- und Risikoneugeborenen am LMU Klinikum der Universität München und Leiterin der Arbeitsgruppe "Mechanismen der chronischen Lungenerkrankung bei Neugeborenen" am Institut für Lungenbiologie (ILBD) und am Comprehensive Pneumology Center (CPC) des Helmholtz Zentrums München. Hilgendorff: "Spezifische Möglichkeiten zur Beurteilung struktureller Veränderungen der Lungen unter Vermeidung schädlicher Strahlung fehlten bislang, was die individualisierte Behandlung und Nachbeobachtung erschwert hat." Ein neues MRT-Protokoll könne diese Lücke jetzt schließen.

Studie mit 61 Risikopatienten

"Wir haben mit unserem Wissenschaftsteam in enger Zusammenarbeit mit unseren klinisch tätigen Kollegen der Neonatologie am Perinatalzentrum der LMU am Campus Großhadern (Leiter Prof. Dr. A. W. Flemmer) sowie der Klinik und Poliklinik für Radiologie (Direktor Prof. Dr. J. Ricke) die Untersuchung von 61 Frühgeborenen ausgewertet, die in der Neonatologie der Kinderklinik am Campus Großhadern behandelt wurden", berichtet Dr. Kai Förster, Neonatologe am Perinatalzentrum und tätig in Hilgendorffs Arbeitsgruppe. Alle Studienteilnehmer waren vor der 32. Schwangerschaftswoche auf die Welt gekommen. Sie atmeten während der Untersuchung, die nahe am Geburtstermin stattfand, bereits selbst und konnten im Spontanschlaf im Magnetresonanztomografen (MRT) untersucht werden. Bei der statistischen Auswertung der Bildgebungsdaten zusammen mit dem Institut für Computational Biology (ICB) am Helmholtz Zentrum München gaben erhöhte T2- und erniedrigte T1-Relaxationszeiten im MRT Hinweise auf das Vorliegen einer Bronchopulmonalen Dysplasie. "Unsere Ergebnisse sind ein wichtiger Schritt in Richtung einer verbesserten, bildgebenden Charakterisierung der Lungenverän-derungen von Säuglingen mit der Erkrankung oder einem hohen Krankheitsrisiko", kommentiert Hilgendorff. "Damit werden in Zukunft individuelle Behandlungs- und Überwachungsstrategien möglich." Sie betont, es sei nun wichtig, dass große Perinatalzentren diese Methode einsetzten und gemeinsam auswerteten, um mögliche Subtypen der Bronchopulmonalen Dysplasie zu identifizieren.

Titel der Originalarbeit

Kai Förster, Birgit Ertl-Wagner, Harald Ehrhardt, Hannah Busen, [..], Fabian Theis, Olaf Dietrich, Anne Hilgendorff.
Altered relaxation times in MRI indicate bronchopulmonary dysplasia
Thorax 2019; doi: 10.1136/thoraxjnl-2018-212384

Quelle: LMU