Medizinische Fakultät
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Neuer zellulärer Angriffspunkt für die Therapie der Atherosklerose und Thrombose

10. Dezember 2019

Gegenseitige Aktivierung von eosinophilen Granulozyten und Thrombozyten fördert Atherosklerose und Thrombose.

thrombose-granulozyten-stark Interaktion von Thrombozyten mit extracellular traps der Eosinophilen. (Foto: Stark)

Trotz intensiver präventiver und therapeutischer Bemühungen sind kardiovaskuläre Erkrankungen eine der häufigsten Todesursachen. Die Entzündungsreaktion als Ursache von Atherosklerose und Thrombose ist über die letzten Jahre immer mehr in den Fokus der klinischen und grundlagenwissenschaftlichen Forschung gerückt.

In einer aktuell in der Zeitschrift Blood erschienen Arbeit konnte das Team um Konstantin Stark aus der Medizinischen Klinik I einen neuen zellulären Faktor der atherosklerotischen Plaquebildung und Thrombose aufdecken: Eosinophile Granulozyten. Diese werden primär mit Autoimmunerkrankungen (z.B. eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis), Atemwegserkrankungen (Asthma, COPD) und allergischen Reaktionen sowie der Abwehr parasitärer Infektionen in Verbindung gebracht.

In dieser Publikation konnte nun gezeigt werden, dass eosinophile Granulozyten durch ihre Interaktion mit Thrombozyten zu einer Verstärkung der Atherosklerose beitragen. Dies wirft zudem interessante neue Fragen zur häufigen Koexistenz von COPD und der koronaren Herzerkrankung auf, die neben einem überlappenden klinischen Risikoprofil auch in den eosinophilen Granulozyten einen zellulären Verbindungspunkt haben könnten.

Doch nicht nur an der Bildung atherosklerotischer Plaques sind eosinophile Granulozyten beteiligt, sie spielen auch eine entscheidende Rolle bei der meist durch Plaqueruptur hervorgerufenen Thrombose mit konsekutivem Gefäßverschluss – mit der Folge eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls. Eosinophile Granulozyten werden sehr schnell zur verletzen Gefäßwand rekrutiert und interagieren dort mit Thrombozyten. Dies löst die Freisetzung sogenannter extracellular traps (EETs) aus den eosinophilen Granulozyten aus. Diese bestehen und DNA und sind mit dem Granulaprotein major basic protein dekoriert, welches einen aktivierenden Effekt auf Thrombozyten hat und dadurch den arteriellen Thrombus stabilisiert. Das Team um die Erstautoren Charlotte Marx und Julia Novotny konnte EETs auch in humanen Koronarthromben nachweisen und Frauen als die Population identifizieren, die am meisten eosinophile Granulozyten in diesen Thromben aufweist.

Somit konnten in dieser Arbeit eosinophile Granulozyten als vielversprechender zellulärer Angriffspunkt für die Therapie der Atherosklerose und Thrombose aufgezeigt werden.

Diese Studie wurde durch den Sonderforschungsbereich 1123 und 914 der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie und die Munich Heart Alliance unterstützt.

Titel der Originalarbeit

Charlotte Marx, Julia Novotny, Danby Salbeck, Katie R. Zellner, Leo Nicolai, Kami Pekayvaz, Tom Adriaenssens, Franz-Josef Neumann, Anthony H. Gerschlick , Jurrien M. ten Berg, Michael Lorenz , Konstantin Stark .
Eosinophil-platelet interactions promote atherosclerosis and stabilize thrombosis with eosinophil extracellular traps
blood 2019; 134(21):1859-1872

Quelle: LMU