Medizinische Fakultät
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Entzündliche Hauterkrankungen

schauber Privatdozent Dr. Jürgen Schauber
"Bei entzündlichen Hauterkrankungen ist die Balance von Peptiden gestört"

Jede Minute, jede Sekunde wehrt sich unsere Haut gegen Viren, Pilze und Bakterien und nutzt dafür die Waffen des angeborenen Immunsystems. Dazu zählen die so genannten antimikrobiellen Peptide. Von gesunder Haut in kleinen Mengen produziert, bekämpfen diese Eiweißstoffe Viren und Bakterien einerseits direkt – sozusagen als natürliche Antibiotika. Andererseits regulieren sie, neben weiteren Faktoren, die gesamte Abwehrreaktion des Immunsystems gegen die Krankheitserreger. Zudem beeinflussen sie entzündliche Reaktionen in der Haut. Bei Patienten mit entzündlichen Hauterkrankungen wie Schuppenflechte (Psoriasis) oder Neurodermitis (atopische Dermatitis) „ist die natürliche Balance dieser Peptide gestört“, sagt Privat-Dozent Dr. Jürgen Schauber von der Dermatologischen Klinik des Klinikums der Universität München. Seine Arbeitsgruppe untersucht vor allem einen dieser Mikroben-Killer, das Cathelicidin und hat zusammen mit finnischen Kollegen festgestellt: Bestrahlt man die Haut von Psoriasis- und Neurodermitis-Patienten mit ultraviolettem Licht, „wird eine Unterversorgung mit Vitamin D korrigiert“, wie Dr. Schauber erklärt. Das Vitamin D wiederum verändert die Aktivität des Cathelicidins und vermutlich auch anderer antimikrobieller Peptide.

"Fast alle Patienten litten an Vitamin-D-Mangel"

Seit vielen Jahrzehnten behandeln Dermatologen die entzündete Haut von Psoriatikern und Neurodermitikern mit Ultraviolett-Strahlen ohne den genauen Wirkungsmechanismus zu verstehen. Fast genauso lange ahnen die Experten, dass Vitamin D an der molekularen Steuerung von Entzündungs- und Immunreaktionen in der Haut beteiligt ist. Beispielsweise beeinflusst die aktive Form des Vitamins die Regulation von Cathelicidin, wie Jürgen Schaubers Team zeigte. Zudem deuten Studien an: Gerade in den Wintermonaten leiden viele Menschen an Vitaminmangel – denn es braucht Sonnenlicht, um die Vorstufe des Vitamins in seine aktive Form zu verwandeln. Integraler Bestandteil des Sonnenlichts sind auch jene UV-Strahlen, mit der die Experten künstlich bestrahlen.

uvgeraet Bedienfeld eines UV-Bestrahlunsgerätes

Und so bestrahlten die Mediziner 18 Psoriasis-, 18 Neurodermitis-Patienten und 15 gesunde Kontrollpersonen mit ultravioletter Strahlung, bestimmten ihre Werte der Vitamin-D-Vorstufen und ermittelten die Cathelicidin-Aktivität in den entzündeten Hautpartien. „Fast alle Patienten litten an Vitamin-D-Mangel“, sagt Dr. Schauber – vor der Behandlung. Danach normalisierten sich die Pegel des Vitamins. Die entzündeten Hautzellen der Psoriatiker produzierten übermäßig Cathelicidin, und der Level des Eiweißstoffes stieg auch nach der Therapie weiter. Diesen Befund können sich die Wissenschaftler noch nicht erklären, denn viel Cathelicidin bedeutet normalerweise mehr Entzündung. Umgekehrt bei der Neurodermitis: Der Vitamin-D-Mangel ging bei diesen Patienten mit einem reduzierten Cathelicidin-Gehalt einher, der sich durch die Bestrahlung auf einen normalen Wert einpendelte.

Wie viele andere seiner Kollegen denkt auch Dr. Schauber daran, die Vitamin-D-Unterversorgung im Winter auszugleichen – nicht durch die Bestrahlung mit UV-Licht, die Nebenwirkungen haben kann, sondern durch Vitamin-D-Präparate. Damit, besagen zumindest kleinere Untersuchungen aus den USA, könnte sich die Störung in der angeborenen Immunabwehr der Haut korrigieren lassen. Allerdings, betont der Münchner Dermatologe, „muss man erst ein größeres Patientenkollektiv untersuchen, um definitive Empfehlungen zu geben.“

Quelle: Jahresbericht 2010 (Text und Bildnachweis)